14. Juni 2020 – Forum: Kunst im öffentlichen Raum und Urheberrecht
So. 14.06. | 12.00 (bleibt digital verfügbar)
Kunst umgehen: Forum
Positionierungen und Begegnungen
Stefan Haupt: Kunst im öffentlichen Raum und Urheberrecht
Stefan Haupt ist als Jurist spezialisiert auf Urheber-, Verlags-, Internet- und Medienrecht. Er betreibt eine Kanzlei in Berlin und ist seit diesem Jahr Honorarprofessor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. In diesen Zusammenhängen setzt er sich auch mit Kunst im öffentlichen Raum auseinander: Welche Rolle spielt die Umgebung von Objekten – ist ein falsch platzierter Müllcontainer bereits ein Rechtsverstoß? Welche Ideen und Konzepte sind geschützt, welche Veränderungen zulässig?

Vorbemerkung: Die Übertragung der Veranstaltungen von Kunst umgehen aus analogen in digitale Formate folgt in der Regel der Idee, Unmittelbarkeit und Individualität des Programms zu bewahren. Aus diesem Grund begleitete Thomas Kaestle seinen Gast, Prof. Dr. Stefan Haupt, bei diesem Rundgang nur mit Smartphone und Ansteckmikrofon ausgerüstet. Dass sich damit keine professionellen Filmaufnahmen machen lassen, versteht sich von selbst. Dass sich Verkehrslärm nicht vermeiden lässt, wenn die Route entlang stark befahrener Innenstadtstraßen führt, ebenfalls. Dass die Aufnahmen zudem an einem besonders windigen Tag stattfanden, war Zufall. Bitte entschuldigen Sie, dass hin und wieder die Tonqualität unter diesen Faktoren leidet. Wir hoffen, dass Sie dies wie wir als Zeichen von Authentizität sehen.

Die Arbeit Hellebardier von Alexander Calder (* 1898 in Lawnton USA – † 1976), die auch unter dem alternativen Titel Guadeloupe bekannt ist, wurde der Stadt Hannover im Jahr 1972 vom Sammler und Mäzen Bernhard Sprengel geschenkt und kann als Kommentar zu einer seiner Meinung nach mangelnden Weltläufigkeit des Straßenkunstprogramms gelesen werden. Sie wurde zunächst vor dem Opernhaus aufgestellt, im Jahr 1978 aber nach Bürgerprotesten gegenüber dem Sprengel Museum Hannover platziert. Die Plastik vermittelt dort einerseits zwischen dem Kulturort Museum und dem Naherholungsareal Maschsee, andererseits setzt sie auch ein deutliches Zeichen der Moderne gegenüber den aus der Zeit des Nationalsozialismus erhaltenen Plastiken am Ufer des Sees (in unmittelbarer Nähe befinden sich Hermann Scheuernstuhls Fackelträger und Fisch mit reitender Putte).


Im Rahmen des alljährlich stattfindenden Maschseefests kam es immer wieder zu Diskussionen über den richtigen Umgang mit der Kunst. Im Jahr 2019 eskalierte die Situation schließlich und wurde auch Thema in der Lokalpresse: Calders Objekt war vollständig von Pavillonstrukturen umgeben, die zum Teil nur wenige Zentimeter Abstand hielten. Für das Jahr 2020 wurde ein neues Konzept erarbeitet, das der Kunst mehr Raum lassen soll – aufgrund der coronabedingten Absage des Festes gibt es damit jedoch noch keinerlei Erfahrungswerte.
Zum Maschseefest schreibt Wikipedia: „Im Premierenjahr 1986 wurden etwa 70.000 Besucher geschätzt. Heute gehört das Maschseefest inzwischen zu den größten Veranstaltungen in Norddeutschland mit über zwei Millionen Besuchern. Laut Veranstalterangaben kamen 2009 rund 40 % der Besucher von außerhalb. 2010 traten 120 Musikgruppen und 25 Kleinkünstler auf den fünf Bühnen auf. 2011 bemühten sich die Veranstalter um ein stärkeres maritimes Flair bei den Bewirtungsständen und Veranstaltungen, unter anderem durch Strandlounges, eine Piratenlandschaft sowie das Aufstellen von Leuchttürmen zur Dekoration.“

„Mit der Aufstellung Doppelskulptur an der „Geibelbastion“ begann 1937 das Kunstprogramm am Ostufer des Sees. Georg Kolbe (1877–1947), einer der erfolgreichsten deutschen Bildhauer des 20. Jahrhunderts, wollte nach eigener Aussage den Begriff „Menschenpaar“ und das Verhältnis von Mann und Frau darstellen. Mit der militärischen Standortbezeichnung Bastion bekommen die übermenschlichen Figuren zusätzlich einen heroischen Charakter. Das Paar – er führt sie – schreitet nach Norden und bildet eine Sichtachse mit dem Fackelträger. Für die Skulptur saß das Geschwisterpaar Hans und Renate Loewy Modell, das wegen seiner jüdischen Herkunft verfolgt wurde.“ (Karljosef Kreter in der Broschüre Der Maschsee, hsg. von der Landeshauptstadt Hannover)
Auch der Umgang mit dieser Skulptur beim Maschseefest 2019 löste öffentliche Proteste aus, gerade auch wegen der historischen Kontexte. Das für das Jahr 2020 neu erarbeitete Konzept sieht vor, dieses Objekt während der Veranstaltung einzuhausen – aufgrund der coronabedingten Absage des Festes gibt es damit jedoch noch keinerlei Erfahrungswerte.


Zunächst im Rahmen des Straßenkunstprogramms im Jahr 1971 auf dem Trammplatz platziert, wurden die Skulpturen des Ensembles Die Große Familie von Eugène Dodeigne (* 1923 in Rouvreux, Belgien) 1997 an ihren aktuellen Standort umgesetzt, um Platz für den Brunnen von Ludger Gerdes zu schaffen. Der Titel der Arbeit suggeriert Verwandtschaften und lässt an Personen und Persönlichkeiten denken – mit all ihren Beziehungen und Geschichten. Ein vorgestellter sozialer Raum entsteht: abhängig von jeweiligen persönlichen Emotionen und Erlebnissen.
Die temporäre Kommission für Kunst im öffentlichen Raum bemängelte in ihrem Abschlussgutachten im Jahr 2008 (PDF-Download hier) die gut sichtbaren Müllcontainer des Museum August Kestner in Sichtweite des Ensembles, die eine Art Hinterhofsituation entstehen ließen. Die Museumsverwaltung reagierte zügig und ließ ein Hecke als Sichtschutz pflanzen.


Die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung ermöglichte den Neubau eines Brunnens auf dem Trammplatz durch Ludger Gerdes (* 1954 in Lastrup – † 2008). Dieser hatte bereits seit Anfang der 1980er Jahre für Kunst als Mittel zur Gestaltung öffentlicher Räume plädiert und forschte in den 1990er Jahren zur Gestaltung öffentlicher Plätze. Der Anspruch, mit Kunst Kommunikation zu begünstigen, spiegelt sich im Brunnen wider: Wie ein abstraktes Spielfeld lädt dieser ein, Regeln und Strukturen zu erdenken, um die gebauten Elemente in Bezug zu setzen. In einen der Blöcke ist das Wort „sondern“ eingelassen, als Einwand, aber auch als mögliche Handlungsanweisung: sortiere, bewege, gestalte!
Der Brunnen entstand gezielt für den Trammplatz, wo er einen defekten Brunnen ersetzte. Laut Auskunft der zuständigen Verwaltungsmitarbeiterin der Landeshauptstadt Hannover hat die Rut-und-Klaus-Bahlsen-Stiftung in Absprache mit dem Künstler bei der Schenkung an die Landeshauptstadt zur Bedingung gemacht, dass der Brunnen bei Veranstaltungen geschützt werden solle. Somit wurde eine einvernehmliche Regelung für die Nutzung der Veranstaltungsfläche gefunden.


Ein großer Teil der Arbeiten von Rainer Kriester (* 1935 in Plauen) beschäftigt sich mit abstrahierten Köpfen, die er auch als Kopfzeichen bezeichnet. Die Platzierung der Arbeit Großer verletzter Kopf auf dem Trammplatz fand ohne direkte Bezüge zu Rathaus oder Museum statt – sie repräsentiert nicht, sondern erzeugt einen leisen Ort der persönlichen Begegnung. Ihr Titel lässt nach Brüchen suchen, Abweichungen, Unregelmäßigkeiten, schließlich assoziativ nach Zuständen, Situationen oder Erklärungen. Anhaltspunkte mag die (schützende) Geste überdimensionaler Hände liefern.
Obenstehendes Foto ist aktuell und zurzeit repräsentativ für viele Kunstobjekte im öffentlichen Raum Hannovers: E-Roller-Anbieter scheinen die Objekte als Landmarken zu begreifen und reihen ihre Geräte mit Vorliebe daneben auf.


Wikipedia: „Ursprünglich sollte die Skulptur lediglich dem Bau des Maschsees ein Denkmal setzen – und war auch rechtzeitig zur Einweihungsfeier des Sees am 21. Mai 1936 fertiggestellt. Da im selben Jahr jedoch auch etwa die Olympischen Spiele 1936 ausgetragen wurden, interpretierten Zeitgenossen die Stele mit dem Fackelträger einerseits als „Symbol des sieghaften Künstlers einer neuen Zeit“. Dazu veranlasste sie die 18,5 Meter hohe Stele, vor allem aber die 20 Zentner schwere, 4,5 Meter große, vergoldete Figur mit der erhobenen Rechten und die Inschriften […] mit Reichsadler, Lorbeerkranz und Hakenkreuz (das 1945 entfernt wurde). Andererseits hatte es bei der Fertigstellung der Stele Gerüchte gegeben, „hier würde freimaurerische Symbolik dargestellt“. Dies führte dazu, dass die Skulptur selbst offiziell erst nachträglich, am 26. Juni 1937 eingeweiht wurde.“


Das Objekt von Hans-Jürgen Breuste (* 1933 in Hannover) entstand anlässlich des 20jährigen Bestehens von Amnesty International. Die in Eisenbändern gefangene Granitfaust stammt aus einem Steinbruch, in dem Arno Breker während des Nationalsozialismus mit seinen Schülern an ideologischen Großskulpturen arbeitete. Die assoziative Verbindung von historischem Fundstück und eigenem künstlerischen Schaffen ist dabei so gut gelungen, dass Betrachtende die Herkunft der Faust gar nicht zu kennen brauchen, um zu spüren, was die Arbeit mit den Zielen und Idealen von Amnesty International zu tun hat. Durch die inhaltliche Verknüpfung der Menschenrechtsorganisation mit politischer Gewalt im Nationalsozialismus und Bürgerrechtsverletzungen im Nordirlandkonflikt (auf den sich der Titel des Objekts bezieht) eröffnet der Künstler einen globalen Assoziationsraum zum Thema.


Anfang der 1980er Jahre richtete der Künstler auch die Bar Barfuß in der Altstadt ein – vor der Bar platzierte er als Stehtisch einen Granitfuß aus dem gleichen Steinbruch, aus dem auch die Faust für Bogside 69 stammt.

Entworfen hat die Plastik der Berliner Künstler Ernst-Moritz Geyger. Der Zeitpunkt ist nicht eindeutig geklärt: 1895 oder 1902. Der Bogenschütze gilt als sein bekanntestes Werk, es wurde in sechs unterschiedlichen Größen abgegossen. Nach Hannover kam dieses Exemplar durch einen privaten Ankauf nach 1918. Weitere Abgüsse stehen unter anderem am Neustädter Elbufer in Dresden sowie im Park von Schloss Sanssouci in Potsdam. Im Jahr 1939 wurde der hannoversche Abguss auf der Mauer des Friedhofs Engesohde platziert – gegenüber der neu entstandenen Löwenbastion mit den Bronzelöwen von Arno Breker. Möglicherweise wurde die Plastik hierfür enteignet. Seit 1955 stand sie auf dem Waterlooplatz und seit 1967 befindet sie sich neben dem Trammplatz vor dem Neuen Rathaus – wo sie angeblich auf das Büro des Oberbürgermeisters zielt.
Die temporäre Kommission für Kunst im öffentlichen Raum empfahl in ihrem 2008 veröffentlichten Gutachten einen Standortwechsel, um die Geste der Figur nicht kriegerisch wirken zu lassen – diese Interpretation hatte bislang ausschließlich die nationalsozialistische Platzierung gegenüber der Löwenbastion nahegelegt, an anderen Standorten zielt der Bogenschütze als Allegorie in die Weite zum Beispiel von Parks. Bei der Neugestaltung des Trammplatzes ergab sich eine Gelegenheit für eine Neuplatzierung, der Bezirksrat Mitte entschied sich jedoch dagegen – unter anderem mit dem Argument, dann müsste man ja Postkarten und Reisführer ändern.


Die Frage nach Original und Aura stellt sich nach umfassenden Restaurierungen immer wieder. Auch die Nanas von Niki De Saint Phalle, 1974 skandalträchtiger Höhe- und Endpunkt des Straßenkunstprogramms, wurden 2004 und 2005 mit neuen Innenskeletten aus Edelstahl versehen, weil die alten rosteten. Außerdem wurden ihre Kunststoffhüllen abgeschliffen und vollständig neu bemalt – „in höchstmöglicher Nachführung der originalen Farbflächen“, versichert die ausführende Firma Hahlbrock aus Wunstorf in ihrer Dokumentation. Seither sind die Kunststoffexperten alle zwei Jahre für die Reinigung und die Nachbemalung jeweils einer der drei Figuren zuständig. Als Replik gelten die Nanas trotz des weitgehenden Austauschs von Originalbestandteilen nicht. Vielmehr hat sich ihr Wert in den vergangenen Jahrzehnten von einst 150.000 D-Mark auf geschätzte 3,5 Millionen Euro gesteigert. Da erscheint der Preis von 320.000 Euro für eine einmalige Grundsanierung durchaus angemessen.

Wikipedia: „Karl Hartung entwarf die Große Kugelform bereits 1950, sie wurde jedoch erstmals 1956 während einer Ausstellung vor dem Berlin-Pavillon auf dem Messegelände in Hannover gezeigt. Nach dem Ankauf durch die Stadt Hannover wurde die Figur anfangs vor der seinerzeit neu erbauten Realschule Werner-von-Siemens Hannover am Welfenplatz aufgestellt. Die Skulptur war nicht nur die erste abstrakte im öffentlichen Raum nach dem Wiederaufbau in Hannover, sondern wahrscheinlich in Deutschland überhaupt. Als gegen Ende der 1950er Jahre der Wunsch nach einem Symbol für das geteilte Deutschland immer drängender wurde, suchte die Stadt nach einer geeigneten Lösung. Dabei fanden die Möglichkeiten der seinerzeit häufig gewählten, ja beinahe zur Routine gewordenen Ewigen Feuer jedoch keinen Gefallen. In Absprache mit Karl Hartung wurde daher die Große Kugelform als einfaches, aber überzeugendes Sinnbild für die Teilung Deutschlands umgewidmet und an sehr viel publikumswirksamerer Stelle 1959 am Aegidientorplatz aufgestellt. Zusätzlich wurde vor die Figur eine Steinplatte mit dem Gelöbnis der Deutschen gelegt: „Einigkeit und Recht und Freiheit““
1976 wurde das Mahnmal erneut neu platziert, als der Kreisverkehr auf dem Aegidientorplatz der provisorischen Hochstraße weichen musste. Seither steht es an der Ecke von Friedrichswall und Georgswall.


Wikipedia: „So entstand in den Jahren von 1963 bis 1965 für die von der PANAM betriebenen Hotelkette InterContinental Hotels & Resorts auf den Grundstücken mehrerer ehemaliger Villen sowie auf dem Areal der abgebrochenen Kunstgewerbeschule Hannover das Hotel Intercontinental durch das Architekturbüro ABB, die in Frankfurt am Main ansässigen Architekten Otto Apel und Hannsgeorg Beckert gemeinsam mit dem Ingenieur Gilbert Becker. Die – später ersetzte – Innenausstattung des Hotels war teilweise durch den Künstler Werner Schreib entworfen worden; von dem Bildhauer hat sich jedoch an der Außenfassade das Betonrelief Monument für Reisende, Monument for Travellers, Monument pour Voyageurs aus dem Jahr 1965 erhalten. Das Hotel Intercontinental wurde am 4. November 1965 eröffnet. Nach rund drei Jahrzehnten erwarb 1995 die Hotelkette Maritim das Hotelgebäude aus den 1960er Jahren für rund 35 Millionen Mark. […] Im Jahr 2014 entschloss sich die Maritim-Kette schließlich zum Verkauf des Gebäudes. […] Nachdem die neue Eigentümerin des Gebäudes am Friedrichswall, die zur Berliner Intown Gruppe gehörende Friedrichswall GmbH, voraussichtlich erst ab 2018 mit einer Totalsanierung des Hotelbaus beginnen will, konnte die Stadt Hannover für bis dahin gut 5 Millionen Euro das Haus anmieten, um das Haus – nach dem Beginn der Flüchtlingskrise – übergangsweise für rund 550 Flüchtlinge die bis dahin größte hannoversche Flüchtlingsunterkunft einzurichten – mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) als Betreibergesellschaft.Im April 2018 wurde bekannt, dass die Intown Gruppe einen Bauantrag für die Sanierung des Hotelbaus eingereicht hat.“

Die Fassadenarbeit von Günter Kämpfe (* 1914 in Braunschweig – † 1992) entstand im Rahmen des Straßenkunstprogramms und wirkt heute ein wenig wie eine Reminiszenz, deren Material die Wertigkeit vergangener Jahrzehnte ausstrahlt. Elemente der Werbeästhetik treffen dabei auf zweckfreies Gestalten, die scheinbar untereinander austauschbaren Elemente regen zum gedanklichen Um- und Weiterpuzzeln in der reduzierten Betonästhetik ihres Standortes an. In der Geometrie des Platzes scheint die Arbeit in die Ecke gedrängt, wo sie einen expressiven Kontrast zur Rückseite des Hotelgebäudes bildet, obwohl sich beide in der Gestaltungspraxis vergangener Jahrzehnte begegnen.
Der Anbau, an dem sich Arbeit seit 1971 befindet, soll im Zuge der Sanierung des Hotelgebäudes abgerissen werden. Es muss also ein neuer Standort für die Kunst gefunden werden.



Für die erste fertiggestellte Station der hannoverschen Stadtbahn wurde der französische Künstler Jean Dewasne um einen Entwurf gebeten. Vermutlich war der Künstler nicht an der Installation vor Ort beteiligt.
2015 schrieb die infra Infrastrukturgesellschaft Region Hannover GmbH die Modernisierung/Neugestaltung der Stadtbahnstation aus. Ob die Arbeit von Jean Dewasne erhalten bleiben sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht endgültig entschieden – es gab zuvor Überlegungen, ein Design- und Marketingbüro mit einer kompletten Neugestaltung der Wände mit Motiven zu Gottfried Wilhelm Leibniz zu beauftragen.
In einem Wettbewerb hat sich das Architekturbüro Bünemann & Collegen mit einem Entwurf durchgesetzt, der mit modernem Schwarz-Weiß-Kontrast und indirektem Licht Helligkeit in den Tunnelbahnhof bringt. Das abstrakt-geometrische Wandkunstwerk von Jean Dewasne soll erhalten bleiben.
Bünemann & Collegen: „Die unterirdische zentrale Haltestelle aus den 1970er Jahren erfährt eine „Verjüngungskur“ mit den Zielen von Helligkeit und Aufenthaltsqualität. Hochwertig gestaltete Wartebereiche und der inszenatorische Einsatz von Licht unterstützen den dynamischen Raumeindruck. Die Neuordnung der Ausstattung schafft Orientierung, absorbierende Materialien verbessern die Akustik.“
Studio DL, beteiligte Lichtdesigner: „Über den Plattformen werden blendfrei beleuchtete Tonnengewölbe vorgeschlagen, die so eine vertikale räumliche Steigerung bewirken. Gleichzeitig unterstreicht ihre Länge und Form die Dynamik der gesamten Station. […] Das Kunstwerk von Dewasne an den Außenwänden der Station wird durch Leuchten mit hoher Farbwiedergabe und eigens für das Kunstwerk ausgesuchtem Lichtspektrum illuminiert. Die Farben werden so wieder zum Leben erweckt und das Bild rückt gestalterisch in den Mittelpunkt der Station. Das kann noch dadurch gesteigert werden, dass die Kunstbeleuchtung dynamisch gesteuert wird, so dass die jeweilige Stadtbahn eine Lichtwelle vor sich herschiebt.“
Der Projektleiter von Studio DL sagt dazu, ihm sei die Erhaltung der Kunst sehr wichtig gewesen. Mit zeitgenössischer Lichttechnik soll erreicht werden, die Farben lebhafter wirken zu lassen als unter den bislang eingesetzten Entladungslampen. Er gehe davon aus, die Kunst sei für Tageslichtbedingungen konzipiert worden, die jetzt simuliert werden sollen – man solle dann gar nicht das Gefühl haben, unter der Erde zu sein. Allerdings betont er auch, es handele sich um ein Konzept – bei der Umsetzung hält er es für wichtig, entsprechende Expertisen einzuholen.


Wenn im Sinne der ursprünglichen künstlerischen Herangehensweise restauriert wird, kann dies auch neue Spielräume mit sich bringen. Als im Jahr 2015 bei Hans Uhlmanns Stahlplastik 1965 vor dem Parkhaus in der Schmiedestraße die Patina neu aufgetragen werden musste, wurde der Denkmalschutz einbezogen, weil Uhlmann 1966 auch die korrespondierende Fassade des denkmalgeschützten Parkhauses mit konzipiert hatte. Den Vorschlag, einen Lack zu finden, der dem ursprünglichen möglichst genau entspricht, lehnte Hans-Joachim Uhlmann ab, der Sohn des 1975 verstorbenen Künstlers. Sein Vater habe ohnehin immer nach jener Farbdose gegriffen, die eben gerade am nächsten stand – da sei es doch viel sinnvoller, einen ähnlichen Lack zu verwenden, der aber moderner und dauerhafter sei. So wurde es dann gemacht.
Wikipedia über Hans Uhlmann: „Er gilt als Begründer der Metallplastik in Deutschland. Sein Werk umfasst 242 Skulpturen und mehr als 1125 Zeichnungen. Seit Beginn der 1950er Jahre erhielt er zahlreiche Aufträge für Skulpturen im öffentlichen Raum und nahm an internationalen Ausstellungen wie der documenta, der Biennale São Paulo und der Biennale Venedig teil.“
Tagesspiegel am 10.07.2017: „Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien: Die Wunderkammer Galerie Brusberg präsentiert Hans und Hans-Joachim Uhlmann in der Reihe „Künstler – Familien“. […] Hans-Joachim Uhlmann, Jahrgang 1942, studierte in Berlin Architektur und war danach kurz im Büro Kleihues tätig, bevor er 1970 als Stadtplaner nach Hannover zog. Seine schwarzweißen Aufnahmen stammen überwiegend aus Berlin: Dokumente einer verschwundenen Stadt, so überwältigend grau und leer hat man sie lange nicht mehr gesehen.“
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Prof. Dr. Stefan Haupt für seine juristischen Perspektiven auf Kunst im Stadtraum als Beitrag zum Forum von Kunst umgehen!
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