13. Juni 2021 – Sculpture Transfer: Kontakte von Otto Almstadt
So. 13.06. | ab 12.00 (bleibt digital verfügbar)
Kunst umgehen: Sculpture Transfer
Kontakte von Otto Almstadt (Theodor-Lessing-Platz)
Auch in diesem Jahr zeigt Sculpture Transfer performative Eingriffe in Resonanz zu Objekten aus dem Experiment Straßenkunst, dem ersten umfangreichen Programm für Kunst im öffentlichen Raum einer deutschen Stadt. Die Entstehung der Skulptur Kontakte von Otto Almstadt und der benachbarten Wandarbeit ohne Titel von Günter Kämpfe vor 50 Jahren ist Anlass, Bezüge und Spannungsfelder herzustellen: Kämpfe mit Almstadt. Vor Veröffentlichung des digitalen Beitrags sind alle Interessierten eingeladen, vor Ort an dessen Entstehung teilzuhaben.

[Ein Beitrag von Anna Grunemann und Christiane Oppermann]
Nicht immer sind Kämpfe zu gewinnen. Manche Kämpfe gehen verloren oder werden demontiert. Mit dieser Situation haben wir uns in diesem Sculpture Transfer auseinandergesetzt.
Der Sculpture Transfer versucht, Echos und Erinnerungsbilder aufzurufen und kreiert dabei experimentelle neue Bilder und Betrachtungsmöglichkeiten.
Der Kontakt mit dem Publikum sollte dabei genauso eine Rolle spielen wie die Untersuchung der Kunstwerke, die vor 50 Jahren entstanden sind.
Sculpture Transfer:
Kämpfe mit Almstadt




Zitat: „Wo habt Ihr denn die Gelben gelassen? Ich war sicher, da wäre Gelb drin gewesen.“
Die Erinnerung ist oft trügerisch. Erst recht, wenn man die Kunstwerke schon so lange kennt, schleichen sich Eigenbilder ein, die mit dem gesehenen Kunstwerk zum Teil nur noch wenig gemeinsam haben.
Wir haben ein Bild der Arbeit von Günter Kämpfe in seine Einzelteile zerlegt und Passant*innen die Möglichkeit gegeben, das Bild zu rekonstruieren.



September/Oktober 1971: Gruppe Kontakt-Kunst arbeitet für zwei Monate auf dem Theodor-Lessing-Platz
Auch die Künstlergruppe Kontakt-Kunst aus Hildesheim hatte sich die Vermittlung ihrer künstlerischen Arbeit auf die Fahnen geschrieben: „Die Gruppe Kontakt-Kunst, ein Zusammenschluss mehrerer Bildhauer, beabsichtigt durch das Schlagen in der Öffentlichkeit, durch eine, jedermann verständliche Arbeitsweise und durch Gespräche mit den Passanten, das Entstehen von Plastiken zu zeigen. Das Erleben des Arbeitsprozesses und der Kontakt mit den Bildhauern vermittelt Verständnis zu den Arbeiten und verringert die Kluft zwischen Produzent und Rezipient.“ (aus: Dokumentation, Mai 1974)
Die Gruppe bestand 1971 aus Otto Almstadt, Moritz Bormann und Rüdiger Höding und wurde durch weitere Mitglieder in den folgenden Kontakt-Kunst-Aktionen erweitert (Ludwig Kolb, Hans Oiseau Kalkmann, Heinz L. Pistol). Die Kontakt-Kunst-Aktionen wurden begleitet von Jazzkonzerten und Musik, so dass Passanten schon wegen der ungewöhnlichen Klangkulisse angezogen wurden.



Otto Almstadt (*1940) lebt und arbeitet in Wallenstedt bei Gronau/Leine.
Er studierte an der Werkkunstschule Hannover, danach war er Meisterschüler von Emil Cimiotti. Von 1980-2003 hatte er eine Professur an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim inne.
Aus den Kontakt-Kunst-Aktionen in der Lister Meile (1973), am Zoo (1972) und an der Städtischen Galerie KUBUS (1971) wurden die Werke von Otto Almstadt von der Stadt Hannover angekauft und stehen noch vor Ort (außer in der Lister Meile).
Günter Kämpfe (1914-1992) studierte Kunst in Braunschweig und Berlin und war nach seiner russischen Gefangenschaft am Wilhelm-Gymnasium in Braunschweig tätig.
Sein künstlerisches Schaffen war ursprünglich figurativ. Seit den 1960er Jahren wandte er sich abstrakten Materialbildern zu. Ab 1966 begann er mit Ferromontagen, geschweißten zwei- und dreidimensionalen Kunstwerken aus Metallteilen.
Günter Kämpfe auf der Website der Galerie Kulturhaus Dettum. (Auf der Info-Seite der Galerie sind einige seiner späteren Arbeiten ohne weitere Angaben zu sehen.)
