1. September 2021 – Forum Innenstadt: Vier Statements aus Berlin, Bremen, Hamburg und München: Was kann Kunst im Stadtraum?
Kunst umgehen beteiligt sich am Innenstadtdialog der Landeshauptstadt Hannover:
In zwei Zeit- und Stadträumen führt die Landeshauptstadt Hannover im Sommer Veranstaltungen als Teil eines Bürger*innen-Dialogs zum Thema Innenstadt durch: Wie kann diese lebendiger und attraktiver werden, vom Durchgangs- zum Aufenthaltsraum?
Der zweite Veranstaltungsblock des Innenstadtdialogs findet vom 30. August bis zum 5. September im sogenannten „Kulturdreieck“ rund um Opernhaus, Schauspielhaus und Künstlerhaus statt. Kunst umgehen wird in Gesprächen und Performances die mögliche Rolle der Kunst in Stadtentwicklungsprozessen diskutieren.
Mi. 01.09. | ab 10.00 (bleibt digital verfügbar)
Kunst umgehen: Forum Innenstadt
Vier Statements aus Berlin, Bremen, Hamburg und München: Was kann Kunst im Stadtraum?
Dieses Forum zum Innenstadtdialog präsentiert vier kurze Statements zur Kunst im Stadtraum: Was kann sie? Was soll sie? Die Thesen kommen von Expert*innen aus vier anderen Städten: Jochen Becker bringt das Thema als Kurator und Publizist aktuell in Berlin voran. Rose Pfister war bis Ende 2020 über 30 Jahre lang für die Kunst im Stadtraum Bremens zuständig. Heike Mutter und Ulrich Genth agieren von Hamburg aus international künstlerisch, Mutter ist dort zudem Professorin an der Kunsthochschule, Genth Mitglied der Kunstkommission. Heinz Schütz beschäftigt sich als Kurator und Publizist unter anderem mit Performance im öffentlichen Raum, er war zudem Vorsitzender der Münchner Kommission für Kunst am Bau.
Bitte beachten Sie auch folgende analoge Veranstaltung, die im Zusammenhang mit der hier präsentierten steht:
So. 05.09. | 19.00 bis 20.30
analog im Maestro-Saal im Künstlerhaus
(Es gelten die tagesaktuellen Hygienebestimmungen.)
Kunst umgehen: Forum Innenstadt
Diskussion zum Forum Was kann Kunst im Stadtraum?
Das digitale Forum Was kann Kunst im Stadtraum? präsentiert vier kurze Statements von Expert*innen aus Berlin, Bremen, Hamburg und München zur Kunst im öffentlichen Raum – als Inputs zum hannoverschen Diskurs. Wir greifen sie in einem abendlichen Gespräch auf, um gemeinsam zu überlegen: Welche Kunst braucht die Innenstadt? Was kann Kunst zu Stadtentwicklungsprozessen beitragen? Kann sie die besseren Fragen stellen, auf neuralgische Punkte aufmerksam machen? Für Identifikation und Aufenthaltsqualität sorgen? Soll sie konfrontieren oder integrieren?

Was kann Kunst im Stadtraum?
Was soll sie?
Welche Kunst braucht die Innenstadt?
Was kann Kunst zu Stadtentwicklungsprozessen beitragen?
Kann sie die besseren Fragen stellen?
Soll sie konfrontieren oder integrieren?
Rückblick: Ergebnisse des ersten Innenstadtdialogs im Juli 2021
Zum ersten Innenstadtforum der Landeshauptstadt Hannover führte Thomas Kaestle für Kunst umgehen ein Gespräch mit der Hamburger Stadtforscherin Hilke Marit Berger zu Thesen aus ihrem Buch Handlung statt Verhandlung. Kunst als gemeinsame Stadtgestaltung (das weiterhin hier nachzuhören ist) als Grundlage für ein offenes Online-Gespräch auf Zoom.
Dabei ergaben sich unter anderem folgende Ideen, Wünsche und Anregungen:
- Kunst im öffentlichen Raum weiterdenken: Programme, Festivals oder Einladungen für temporäre, partizipative, ergebnisoffene Interventionen und Prozesse, die selbst Diskurse auslösen und Identifikation vermitteln können;
- Kunst im öffentlichen Raum und Stadtentwicklung zusammendenken: gegenseitige Effekte und Synergien ausloten, Expert*innen hinzuziehen, Schnittstellen etablieren;
- Mehr offene, künstlerisch moderierte, langfristige, detailscharfe und komplexe Beteiligungsangebote, die von zuständigen Beiräten vorbereitet und von Expert*innen eingeladen werden: Kunst als interdisziplinäre Prozesse und Angebote zur niedrigschwelligen Auseinandersetzung mit Aufenthaltsqualitäten; Künstler*innen als Akteur*innen mit alternativen Perspektiven, die Bürger*innen das Gefühl vermitteln können, ernst genommen zu werden;
- Die Potentiale von Kunst- und Kulturinstitutionen können und müssen genutzt werden, indem diese weiter geöffnet werden und auch Angebote jenseits ihrer Schwellen realisieren;
- Orte müssen sich situations- und projektspezifisch ergeben – zu viel Vorfestlegung führt zu Erstarrung und Desinteresse;
- Das Interesse der Bürger*innen an ungestalteten, defizitären Orten kann unter den richtigen Umständen größer sein als das an hochglanzpolierten Fertigangeboten – vor allem, wenn es darum geht, konsumgeprägten Räumen zu entfliehen;
- Privatisierungen von Orten offenlegen und hinterfragen – mehr Ver-öffentlichungen von kommerziell festgelegten Orten;
- Mehr Kunst- und Kulturexpert*innen und -akteur*innen einbeziehen, Beiräte einbinden, Künstler*innen gezielt mit partizipativen (Achtung: nicht soziokulturellen, sondern künstlerischen) Projekten beauftragen – dabei auf ein überregionales Niveau achten;
- Kunst und Kultur müssen öffentliche Räume öffnen, nicht abriegeln – sie müssen sie zugänglich machen, nicht kommerziell nutzen, sie dürfen sie besetzen, aber nicht besitzen.
Diskussionsgrundlagen für den zweiten Innenstadtdialog im September 2021
Für den zweiten Innenstadtdialog der Landeshauptstadt Hannover bat Thomas Kaestle für Kunst umgehen vier Expert*innen aus anderen deutschen Großstädten, in denen Kunst im öffentlichen Raum seit langer Zeit eine wichtige, diskursprägende Rolle spielt, um Statements zu aktuellen Potentialen von Kunst im Stadtraum.
Dabei geht es bewusst nicht um objektive, repräsentative Positionen, sondern um ganz persönliche Eindrücke, Erfahrungen, Forderungen oder Manifeste: eben um Beiträge und Impulse für eine ergebnisoffene Debatte um die mögliche Zukunft von Hannovers Innenstadt.
Heike Mutter und Ulrich Genth agieren von Hamburg aus international künstlerisch, Mutter ist dort zudem Professorin an der Kunsthochschule, Genth Mitglied der Kunstkommission. Genth stuidierte Objektkunst an der Kunstakademie Münster, Mutter Medienkunst in Karlsruhe und Köln. Weitere Informationen zu Biografien und Kunst von Heike Mutter und Ulrich Genth auf ihrer Website.
„In unserer künstlerischen Praxis bevorzugen wir Projekte, die direkt in das stadträumliche Gefüge eingreifen und vorhandene Orte und Kontexte neu zur Diskussion stellen. Projekte dürfen gern einen eigenen unerwarteten Verlauf nehmen und unerwartete Erfahrungen ermöglichen. Wenn Gewohnheiten durchbrochenen werden, können Projekte gegen Passivität und erlernte Hilflosigkeit mobilisieren.“
Heike Mutters und Ulrich Genths vollständiges Statement zum Innenstadtdialog finden Sie hier.
Rose Pfister war über 30 Jahre lang Referentin und Referatsleiterin für bildende Kunst und Kunst im öffentlichen Raum beim Senator für Kultur Bremen – von 1987 bis 2020. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Bremer Forums für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern e.V. und Vorstandsmitglied der Stiftung Bremer Bildhauerpreis.
„Kunstwerke im öffentlichen Raum tragen wie die Architektur zur Erinnerungsstruktur der Stadt bei. Vergangenes und Gegenwärtiges, unterschiedliche künstlerische Strategien und Haltungen, überlagern sich. In einer sich ständig verändernden Stadtlandschaft schaffen sie symbolische Orientierungen, die den Wandel sichtbar und erlebbar machen. Damit wird Identität ermöglicht.“
Rose Pfisters vollständiges Statement zum Innenstadtdialog finden Sie hier.
Heinz Schütz ist promovierter Kunsttheoretiker und -kritiker und gab für das Magazin KUNSTFORUM International mehrere Themenbände heraus, unter anderem Urban Performance I/II. Er publiziert regelmäßig zu Kunst im öffentlichen Raum und kuratierte unter anderem das Ausstellungs- und Rechercheprojekt Performing The City. Kunst Aktionen im Stadt Raum der 60er/70er Jahre. Er war außerdem Vorsitzender der Münchner Kommission für Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum, für die er das Programm QUIVID mit entwickelte.
„In jüngster Zeit nun hat die pandemische Erfahrung aufgrund der verordneten körperlichen Abstinenz und dem Rückzug in Privaträume der körperlichen Begegnung im realen Raum einen neuen Wert gegeben. Deutlich wurde aber auch wie das Politische qua Verordnungen das Verhalten im Stadtraum reguliert und wie letztlich menschliches Handeln über das Klima Wetter und Katastrophen produziert. Der Stadtraum ist kein Abstraktum und kein neutrales Gefäß.“
Heinz Schütz‘ vollständiges Statement zum Innenstadtdialog finden Sie hier.
Jochen Becker arbeitet als Kritiker und Kurator von Berlin aus, ist Gründungsmitglied von metroZones – Zentrum urbaner Angelegenheiten und zurzeit mit einem kleinen Team für die beiden Werkstattkonferenzen SITUATION BERLIN 1&2 für die Initiative Urbane Praxis verantwortlich. Als Kurator konzipiert er unter anderem Ausstellungen für den Kunstverein neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) in Berlin.
„Wie können diese Krisen antizipiert und abgewendet werden? Wie lässt sich eine Urbane Praxis in strukturelle und institutionelle Bahnen leiten und festigen, ohne dabei zu versteinern? Wie also lassen sich neue Formen des Zusammenlebens in der Stadt umsetzen, die auf die verborgenen Geschichten und Fragmente der Vergangenheit zurückgreifen, aktuelle Probleme ansprechen und sich an der Zukunft orientieren?“
Jochen Beckers vollständiges Statement zum Innenstadtdialog finden Sie hier.