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24. Oktober 2021 – Forum: Henning Mohr (Bonn/Bochum): Die Kunst der Innovationsgesellschaft

So. 24.10. | ab 12.00
Kunst umgehen: Forum
Positionierungen und Begegnungen
Henning Mohr (Bonn/Bochum): Die Kunst der Innovationsgesellschaft

2018 erschien die Dissertation des Politik- und Sozialwissenschaftlers Henning Mohr unter dem Titel Die Kunst der Innovationsgesellschaft. Kreative Interventionen als Suche nach Neuheit. Darin untersucht er auch das Potential künstlerischer Interventionen in öffentliche Räume. Er hat als Kultur- und Innovationsmanager zum Zukunftspotential von Museen geforscht und ist seit Januar 2020 neuer Leiter des Instituts für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft in Bonn, das aktuell den 25. Jahrestag seiner Gründung feiert. Wir unterhalten uns mit Henning Mohr über kulturpolitische Rahmensetzungen für zukunftsleitende Diskurse und Entwicklungen in Kunst und Kultur.

„In den Strukturen, also in den Systemlogiken, die wir jetzt haben, die jetzt immer noch dominant sind – da wird ja immer gesagt, das sind Systemlogiken aus der Industriemoderne – in diesen Logiken werden wir den Wandel nicht schaffen. Wir blockieren uns selbst.“

Henning Mohr

„Mir geht es darum, dass wir die Systeme qualifizieren, weil wir in einem extrem reaktionären, in einem richtig krass am Status Quo orientierten, rückwärtsgewandten System agieren, weil die Kunst seit Jahrzehnten gleich aussieht.“

Henning Mohr
[Video 1/4: Begrüßung, Einführung, Vorstellung Henning Mohr; Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft, Jubiläum; Innovation und Kunst in öffentlichen Räumen; Innovationsfähigkeit kultureller Infrastrukturen, Kulturpolitik der Transformation, Theorie/Praxis-Schnittstellen, Suchbewegungen; Institut für Kulturpolitik als Think Tank; Kultur für alle, Soziokultur als (infra)struktureller Transformationsprozess; Agilität, Digitalität und Diversität als Kernbereiche, Nachhaltigkeit und Klimafragen; Agilität als Anpassungsfähigkeit und Flexibilität angesichts des gesellschaftlichen Wandels; an Blockaden gegenüber Veränderung arbeiten, an Haltungen arbeiten; Strukturwandel einleiten und Transformationswissen in die Systeme einführen; Potential des Künstlerischen in Strukturentwicklungsprozessen, aktives Einbinden von Künstler*innen; Autonomie/Zweckfreiheit; von Routinen lösen, Umdenken ermöglichen und unterstützen; Systemlogiken und festgefügte Strukturen; künstlerische Interventionen und Provokationen als Auslöser von Diskursen; wie lassen sich Verwaltungsstrukturen aufbrechen/infiltrieren?; Kunst im öffentlichen Interesse, Gestaltung des Sozialen wird zum künstlerischen Medium; öffentlicher Raum als Verhandlungsraum; Kulturpolitik in Ausschüssen vs. Gouvernance, Kulturentwicklung auf kommunaler Ebene; Integrieren künstlerischer Perspektiven auf Augenhöhe; Weiterentwicklung von Kultur(förder)politik, Spartenförderung nach festgefügten Logiken; Mut und Experimente in Förderstrukturen zulassen, performative, spartenübergreifende, sozialgestaltende Prozesse ermöglichen; Paradigmenwechsel weg von Inhalt hin zu Strukturen, Ideal des Kollaborativen in Abgrenzung des Kooperativen, Lösen von Formen, offen in gemeinsame Prozesse eintreten; Enthierarchisieren, Zulassen von Perspektiven und Fähigkeiten, Bruch mit Ressortlogiken; organisationale Ambidextrie; Hierarchien, Deutungshoheiten und Machtdebatten; Mitgliedschaft in der Kulturpolitischen Gesellschaft auch für Künstler*innen.]
[Video 2/4: Kulturförderung, Ergebnisoffenheit, Rahmensetzungen; Vorfestlegungen durch Programme und Jurybesetzungen; offene Förderlogiken und mehr Mut zu Experimenten; längere Förderperioden, Rechercheprozesse, Aufbrechen der Spartenförderung; Kulturpolitik der Transformation, freies Geld auch für Qualifizierung von Infrastrukturen und den Aufbau von Kompetenzen; Kompetenzen für Digitalität, Diversität und Nachhaltigkeit vermitteln; Kultur der Weiterbildung im Kulturbereich, beraten und begleiten; festlegende Themensetzung durch Förderer; soziologische Möglichkeit von Freiheit; Trennung von Inhalten und Rahmenbedingungen; Beweglichkeit großer Strukturen und Institutionen, von außen fordern?; Vorgabe von Inhalten durch Förderstrukturen?; Systeme qualifizieren, Soziokultur und Vermittlung in Kultureinrichtungen, mit Menschen in Kontakt kommen; Projektförderung vs. institutionell gebundene Förderung; Dynamik, neue Impulse und stärkere gesellschaftliche Orientierung; Kulturinstitutionen in die Pflicht nehmen; Trennung von Kunst, Soziokultur, Kultureller Bildung und Kultureller Teilhabe?; unterschiedliche Bedingungen und Kriterien, Überschneidungen?; differenzierende Benennung; Zwecksetzung in der Kunst durch Künstler*innen oder von außen?; Definition Soziokultur, Unterscheidung zur Arbeit mit gesellschaftlichen Themen und Prozessen in der Kunst; soziokulturelle Mittel in der Kunst und künstlerische Mittel in der Soziokultur; Kontexte und Handlungsrahmen, wie frei muss die Kunst sein?]
[Video 3/4: Indienstnahme durch Themensetzungen und Projektkontexte?, wo endet die Freiheit der Kunst?; zwischen Auftrag und Ortsspezifik; Ausdifferenzierung des Kunstfeldes, neue Methoden ohne kulturpolitische Rahmenbedingungen; Partizipation, Gesellschaftsgestaltung, Soziale Plastik; Grenzgänge und Interdisziplinäres; Notwendigkeit der Abgrenzung von Kulturförderung?, Antragsmöglichkeiten in benachbarten Feldern; Pauschalisierungen und Schwerfälligkeiten, funktionales Kunstverständnis, Potential künstlerischer Prozesse, neue Verbindungen sozialer Kontexte durch künstlerische Strategien und Methoden, Aufwertung des Künstlerischen durch Bedeutung seiner Herangehensweisen für anderen Kontexte; Kunst als Umgang mit Wissen, Gleichsetzung von Kunst und Wissen in der Renaissance, Schwächung/Selbstbegrenzung der Kunst durch Autonomieanspruch?; Autonomiebegriff, Freiheit von Bezügen; Integration, Konfrontation und das Feld dazwischen, ist interventionistische Kunst immer konfrontativ?; Begriff der Kunst im öffentlichen Raum und neue, alternative Begrifflichkeiten, Begriffsgeschichte; Bruch mit Eindeutigkeiten, das kulturell Gemachte hinterfragen; Nachhaltigkeit sozialer Auswirkungen von Kunstprojekten vs. narrative Nachhaltigkeit, Anwesenheit von Künstler*innen, Bleiben, Abstraktion und Dauerhaftigkeit, Formen der Institutionalisierung; Rahmensetzungen durch Auftrag und Finanzierung.]
[Video 4/4: Nachhaltigkeit von Kultur als Verstetigung, Wirksamkeit durch Anwesenheit von Künstler*innen, Instutionalisierung, Struktur- und Formgebung; wer wird aktiviert, wer trägt eine Idee weiter?, braucht gesellschaftliche Verstetigung endlose Förderung?, Bewusstseinsprozesse, Impulse und Veränderungen sozialer Praxis; Strukturwandel als Bewusstseinswandel, Aufzeigen von alternativen Haltungen; Kulturpolitikforschung, Aufgeladenheit von Kulturpolitik, Rationalität/Pragmatismus, Steuerung erfordert Daten; Qualifizierung der Kulturpolitik, konzeptbasierte Kulturpolitik; Entzauberung des Schillernden durch Sachlichkeit; Annahmen wie künstlerische Freiheit und Relevanz hinterfragen und beleuchten, gesellschaftliche Verantwortung beim Umgang mit Steuergeldern; weiße, akademische Oberschichtskultur jenseits der Projektkultur; wie lässt sich einem Bildungsauftrag gerecht werden?; Debatte, Relexion, forschende Begleitung; Forderung an die Politik: Strukturoffensive, Transformationskompetenzen, Anpassung an den Wandel; Kultur für alle in Strukturen übersetzen; Ausdiffenrenzierung in Zielgruppen und Teilöffentlichkeiten?, wer ist alle?; Faktor der gesellschaftlichen Relevanz; brauchen wir neue Institutionen und Strukturen, um neue Zielgruppen zu erreichen?; Kultureinrichtungen zu Plattformen entwickeln, die offen sind für neue Projektformen.]

Links:

„Gerade im Kulturbereich neigen alle Akteur*innen dazu, das zu tun, was sie immer schon gemacht haben. Es gibt einen wahnsinnig krassen Kanon, der nicht durchbrochen wird. Es gibt auch eine wahnsinnig starke Hierarchisierung, wo Einzelpersonen im Grunde genommen die Deutungshoheit über alles haben, die haben die gesamte Macht auf sich vereint – und das ist alles andere als kollaborativ und das ist alles andere als zeitgemäß. Dementsprechend bin ich extrem froh, dass wir gerade auch eine so starke Machtdebatte haben.“

Henning Mohr
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